Seelenstreichler

Mit den Seelenstreichlern finden Sie hier eine Sammlung von Texten und Zitaten,
die mir gut gefallen, mit denen ich mich identifizieren kann und die zum Nachdenken anregen.
 Einige davon haben mich beim ersten Lesen sehr berührt und ich möchte sie gerne mit Ihnen teilen.

 

Die Einladung

Es interessiert mich nicht, wie du dein Geld verdienst.
Ich will wissen, wonach du dich sehnst, und ob du es wagst davon zu träumen, der Sehnsucht deines Herzens zu begegnen.

Es interessiert mich nicht, wie alt du bist.
Ich will wissen, ob du es riskierst, dich für die Liebe lächerlich zu machen, für deine Träume, für das Abenteuer, lebendig zu sein.

Es interessiert mich nicht, welche Planeten im Quadrat zu deinem Mond stehen.
Ich will wissen, ob du den Kern deines Leidens berührt hast, ob du durch die Enttäuschungen des Lebens geöffnet worden bist, oder zusammengezogen und verschlossen, aus Angst vor weiterem Schmerz.

Ich will wissen, ob du im Schmerz stehen kannst, meinem oder deinem eigenen, ohne etwas zu tun, um ihn zu verstecken, ihn zu verkleinern, oder ihn in Ordnung zu bringen.

Ich will wissen, ob du mit Freude sein kannst, meiner oder deiner eigenen,
ob du mit Wildheit tanzen und dich von Ekstase füllen lassen kannst bis in die Spitzen deiner Finger und Zehen, ohne uns zu ermahnen, vorsichtiger zu sein, realistischer zu sein, oder an die Beschränkungen des Menschseins zu erinnern.

Es interessiert mich nicht, ob die Geschichte, die du mir erzählt hast, wahr ist.
Ich will wissen, ob du einen anderen enttäuschen kannst, um dir selber treu zu bleiben. Ob du den Vorwurf des Verrats ertragen kannst und nicht deine eigene Seele verrätst.

Ich will wissen, ob du die Schönheit sehen kannst, auch wenn es nicht jeden Tag schön ist,
und ob du dein Leben aus SEINER Gegenwart entspringen lassen kannst.

Ich will wissen, ob du mit Versagen leben kannst, deinem und meinem, und trotzdem am Ende eines Sees stehen kannst, um zum silbernen Vollmond zu rufen, „Ja„.

Es interessiert mich nicht, zu wissen, wo du lebst, und wieviel Geld du hast.
Ich will wissen, ob du nach der Nacht der Trauer und Verzweiflung aufstehen kannst, müde und zerschlagen, um dich um die Kinder zu kümmern.

Es interessiert mich nicht, zu wissen, wer du bist, und wie es kommt, wie es kommt, dass du hier bist.
Ich will wissen, ob du in der Mitte des Feuers mit mir stehst, ohne zurückzuweichen.

Es interessiert mich nicht, wo oder was oder mit wem studiert hast.
Ich will wissen, was dich von innen trägt, wenn alles andere wegfällt.
Ich will wissen, ob du alleine mit dir sein kannst, und ob du deine Gesellschaft in den leeren Momenten wirklich magst.

                                                                                                                 Oriah Mountain Dreamer

winterlicherSonnenaufgang am Rhein 5.2.2012

Ich suche meinen Stamm,

die Leute meines Stammes sind leicht zu erkennen:

Sie gehen aufrecht, haben Funken in
den Augen und ein Schmunzeln auf den Lippen.

Sie sind weder heilig noch erleuchtet.

Sie sind durch ihre eigene Hölle gegangen, haben ihre Schatten und Dämonen angeschaut,
angenommen und offenbart.

Sie sind keine Kinder mehr,
wissen wohl was ihnen angetan worden ist,
haben ihre Scham und ihre Rage explodieren lassen
und dann die Vergangenheit abgelegt,
die Nabelschnur abgeschnitten und die Verzeihung ausgesprochen.

Weil sie nichts mehr verbergen wollen,sind sie klar und offen.

Weil sie nicht mehr verdrängen müssen,
sind sie voller Energie, Neugierde und Begeisterung.
Das Feuer brennt in ihrem Bauch!

Die Leute meines Stammes kennen den wilden Mann und
die wilde Frau in sich und haben keine Angst davor.

Sie halten nichts für gegeben und selbstverständlich,
prüfen nach, machen ihre eigenen Erfahrungen und folgen ihrer eigenen Intuition.

Männer und Frauen meines Stammes begegnen sich auf der gleichen Ebene,
achten und schätzen ihr "Anders"-Sein,
konfrontieren sich ohne Bosheit und lieben ohne Rückhalt.

Leute meines Stammes gehen oft nach innen,
um sich zu sammeln,
Kontakt mit den eigenen Wurzeln aufzunehmen,
sich wiederzufinden, falls sie sich durch den Rausch
des Lebens verloren haben.

Und dann kehren sie gerne zu ihrem Stamm zurück,
denn sie mögen teilen und mitteilen,
geben und nehmen,
schenken und beschenkt werden.

Sie lieben und leben Wärme, Geborgenheit und Intimität.

Getrennt fühlen sie sich nicht verloren wie kleine Kinder und können gut damit umgehen.

Sie leiden aber an Isolation und sehnen sich nach ihren Seelenbrüdern und -schwestern.
Die Zeit unserer Begegnung ist gekommen.
Ich rufe meinen Stamm auf!"

              Autor unbekannt
              wird einem Hopi-Indianer zugeschrieben, ist aber nicht bestätigt

Kraftort

"Unsere tiefste Angst ist es nicht, dass wir der Sache nicht gewachsen sein könnten.
Unsere tiefste Angst ist, dass wir unmenschlich mächtig sind.
Es ist unser Licht, dass wir fürchten,
nicht unsere Dunkelheit.
Wir fragen uns: Wer bin ich eigentlich, dass ich leuchtend,
hinreißénd, begnadet und phantastisch sein darf?
Aber wer bist Du denn, dass Du es nicht sein darfst?
Du bist ein Kind Gottes.
Wenn Du Dich klein machst, dient das der Welt nicht.
Es hat nichts mit Erleuchtung zu tun, wenn Du Dich begrenzt,
damit Andere um Dich herum sich nicht verunsichert fühlen.
Du wurdest geboren, um die Ehre Gottes zu verwirklichen, die in uns ist.
Sie ist nicht nur in einigen von uns - sie ist in jedem Menschen.
Und wenn wir unser Licht erstrahlen lassen,
geben wir unbewusst auch den anderen Menschen die Erlaubnis, das selbe zu tun.
Wenn wir uns von unserere Angst befreit haben, wird unsere
Gegenwart ohne unser Zutun Andere befreien."

                                                         Marianne Williamson aus dem Buch "A Return to Love"
                                             zitiert von Nelson Mandelas anlässlich seiner Antrittsrede von 1994

Bodnands Garden, North Wales 2010

"Wenn du am Morgen aufstehst, dann sage Dank für das Morgenlicht, für dein Leben und die Kraft, die du besitzt. Sage Dank für deine Nahrung und die Freude, am Leben zu sein. Wenn du keinen Grund siehst, Dank zu sagen, liegt der Fehler bei dir."

Tecumseh 

Adlerflug auf der BUGA 2010

Der Sprung in der Schüssel

Es war einmal eine alte chinesische Frau, die zwei große Schüsseln hatte, die von den Enden einer Stange hingen, die sie über ihren Schultern  trug.
Eine der Schüsseln hatte einen Sprung, während die andere makellos war  und stets eine volle Portion Wasser fasste.
Am Ende der langen Wanderung  vom Fluss zum Haus der alten Frau war die andere Schüssel jedoch immer nur noch halb voll.

Zwei Jahre lang geschah dies täglich: die alte Frau brachte immer  nur anderthalb Schüsseln Wasser mit nach Hause.
Die makellose Schüssel war natürlich sehr stolz auf ihre Leistung, aber die arme Schüssel mit dem Sprung schämte sich wegen ihres Makels und war betrübt, dass sie nur die Hälfte dessen verrichten konnte, wofür sie gemacht worden war.

 Nach zwei Jahren, die ihr wie ein endloses Versagen vorkamen, sprach die  Schüssel zu der alten Frau: "Ich schäme mich so wegen meines Sprungs, aus dem den ganzen Weg zu deinem Haus immer Wasser läuft."
Die alte Frau lächelte. "Ist dir aufgefallen, dass auf deiner Seite des Weges Blumen blühen, aber auf der Seite der anderen Schüssel nicht?"
"Ich habe auf deiner Seite des Pfades Blumensamen gesät, weil ich mir deines Fehlers bewusst war. Nun gießt du sie jeden Tag, wenn wir nach Hause laufen.
Zwei Jahre lang konnte ich diese wunderschönen Blumen pflücken und den Tisch damit schmücken. Wenn du nicht genauso wärst, wie du bist, würde diese Schönheit nicht existieren und unser Haus beehren."

 

Zwei Zen-Mönche...

... waren auf der Wanderschaft, und eines Tages kamen sie an einen Fluss.
Am Ufer stand eine junge Frau. Es war  offensichtlich, dass die Frau über den Fluss wollte, doch da das Wasser  sehr tief war, und sie nicht schwimmen konnte, hatte sie Angst unf weinte.
Einer der Mönche bemerkte das, ging ohne zu zögern auf die Frau zu, hob  sie auf seine Schultern und watete mit ihr durch das Wasser.
..
Am anderen Ufer setzte er die junge Frau in trockenen und unbeschädigten Kleidern ab.
Der zweite Mönch war den beiden stillschweigend hinterher  gegangen und nun setzten sie ihre Wanderung wieder fort.
..
Eine Stunde des Stillschweigens verging, da fing der eine Mönch an, den  anderen zu kritisieren: "Du weißt, dass das, was du getan hast, nicht richtig war, nicht wahr? Du weißt, wir dürfen keinen nahen Kontakt mit  Frauen haben.
Wie konntest du nur gegen diese Regel verstoßen? Ich werde dich melden müssen"

Der Mönch, der die Frau durch den Fluss getragen hatte, hörte sich die Vorwürfe des anderen aufmerksam an...
Dann antwortete er ruhig: "Ich habe die Frau vor einer Stunde am Fluss abgesetzt.
 Warum trägst du sie noch mit dir herum?
"

In den schottischen Highlands 2010

Das Leben

An einem schönen Sommertage war um die Mittagszeit eine Stille im Wald eingetreten.
Die Vögel steckten ihre Köpfe unter die Flügel.
Alles ruhte.

Da reckte der Buchfink sein Köpfchen hervor und fragte:Was ist eigentlich das Leben?
Alle waren betroffen über diese schwierige Frage.

Die Rose entfaltete gerade ihre Knospe und schob behutsam ein Blatt nach dem anderen
heraus. Sie sprach:
Das Leben ist eine Entwicklung.

Weniger tief veranlagt war der Schmetterling.Lustig flog er von einer Blume zur anderen, er sagte:
Das Leben ist lauter Freude und Sonnenschein.

Drunten am Boden schleppte sich eine Ameise mit einem Strohhalm, zehnmal länger als sie selbst,
und war der Meinung:
Das Leben ist nichts anderes als Mühe und Arbeit.

Geschäftig kam eine Biene von einer honighaltigen Blume zurück und wisperte:
Das Leben ist ein Wechsel von Arbeit und Vergnügen.

Wo so weise Reden geführt wurden, steckte der Maulwurf seinen Kopf aus der Erde
und sagte:
Das Leben ist ein Kampf im Dunkeln.

Es hätte nun fast einen Streit gegeben, wenn nicht ein feiner Regen eingesetzt hätte,
der war der Ansicht:
Das Leben besteht aus Tränen, nichts als Tränen.
Dann zog er weiter zum Meer.

Dort brandeten die Wogen und warfen sich mit aller Gewalt gegen die Felsen  und stöhnten:
Das Leben ist ein stets vergebliches Ringen nach Freiheit.

Hoch über ihnen zog majestätisch ein Adler seine Kreise, der frohlockte:
Das Leben, das Leben ist ein Streben nach oben.

Nicht weit davon stand eine Weide, die hatte der Sturm schon zur Seite gebogen. Sie ächzte:
Das Leben ist ein Sich neigen unter eine höhere Macht.

Dann kam die Nacht. Mit lautlosem Flug glitt ein Uhu durch das Geäst des Waldes und krächzte: Das Leben heißt: die Gelegenheit nutzen, wenn die anderen schlafen.

Und schließlich wurde es still im Wald.

Auf einmal stand die Morgenröte in ihrer vollen Pracht auf und sprach:
Wie ich, die Morgenröte, der Beginn des  kommenden Tages bin,
so ist das Leben der Anbruch der Ewigkeit.
                                                                                           Ein schwedisches Märchen
 

wird fortgesetzt....